Erfahrungen eines Newcomers
Michael Bremen nahm 2024 erstmals an einer Deutschen Meisterschaft im Seglerschlepp teil. Christoph Fackeldey hat den Newcomer getroffen und mit ihm über seine Erfahrungen im Wettbewerbseinstieg gesprochen.
DMFV: Michael, Deine erste Deutsche Meisterschaft liegt hinter Dir, wie ist es gelaufen?
Michael Bremen: Leider hatten wir einen Ausfall nach Durchgang drei. Doch davon abgesehen war aus fliegerischer Sicht in allen Durchgängen Gutes und Schlechtes dabei. Ich war sehr nervös und im Nachgang fiel mir auf, dass ich das Modell vielleicht manches Mal übersteuert habe. Weniger wäre da mehr gewesen.
Worin unterscheidet sich der Flug gegenüber dem Training?
Es ist ein anderer Platz. Mücke hat ein tolles Panorama, aber liegt auf einem Hochplateau und der Wind kam meistens quer. Das ist daheim kein Problem, aber im Wettbewerb merkte ich, dass ich so konzentriert war, bloß nichts falsch zu machen, dass es Stress und auch Überreaktionen auslöste. Da lenkt man ein, obwohl es noch gar nicht nötig ist. In der Theorie ist alles logisch, aber in der Praxis braucht man erstmal Routine, um alles unter einer solchen Anspannung umsetzen zu können.
Man gewinnt so etwas aber auch meist nicht im ersten Anlauf.
Das stimmt, es sei denn, man ist mit dem Können, Talent und Fleiß eines Gernot Bruckmann gesegnet. Was er dort gezeigt hat, ist mehr als beeindruckend. Zu sehen, wie er seine Blanik auch bei Crosswind auf Kurs hielt, war schon eine tolle Erfahrung. Aber noch mehr faszinierte mich zu erleben, wie bodenständig und kameradschaftlich er mit Neueinsteigern wie mir umgegangen ist. Das ist so authentisch und zeigte mir, dass ich willkommen bin. So fühlte ich mich auch jederzeit.
Wirst Du es erneut versuchen?
Wenn mein Schlepp-Pilot dabei ist, dann gerne. Mir und ihm war ja klar, dass wir nicht beim ersten Antritt irgendeine Chance haben, aber in den Durchgängen hatten wir stets positive und lehrreiche Flugerlebnisse. Wenn wir die guten Elemente in einem Durchgang am Stück hinbekommen, haben wir bestimmt Chancen, in die Top 10 zu kommen. Die 8er-Wertungen in guten Figuren sind und waren der Beweis, dass wir schon manches richtig gemacht haben – nur konnten wir diese Leistung leider nicht konstant halten.
Was ist Dein Tipp für andere Interessenten?
Mitmachen! Unbedingt! Die Szene ist sehr freundlich und offen, obwohl manche seit Jahrzehnten mitfliegen, coachen sie untereinander genauso Experten wie Neulinge, das ist einmalig und sehr angenehm. Als Seglermodell am Anfang besser etwas Gebrauchtes nehmen und etwas Gutmütiges dazu, mindestens 4 Meter, eher größer. Das verzeiht einem Fehler und die wird man machen. Dadurch sollte man sich nicht entmutigen lassen.
Was macht den Reiz eines Wettbewerbs aus?
Das, was man dort fliegerisch sehen und erleben kann, ist Flugkönnen auf höchstem Niveau. Man kann vor Ort die Dinge direkt hinterfragen und abschauen. Eine solche Flugschule habe ich noch nie live erlebt. So bin ich stets ein kleines Stück über mich hinaus gewachsen und konnte meine Fehler besser reflektieren. Auch das Fliegen auf einem fremden Flugplatz ist eine tolle Erfahrung. Hinzu kommt das Fachsimpeln vor und nach den Flügen. So erweitert man seinen technischen Horizont. Besonders war für mich auch, dass beide Sportreferenten selbst aktiv im Wettbewerb mitmischen. Sie verbreiteten dabei eine Ruhe, die zusammen mit der Wettbewerbsorganisation für eine sehr angenehme Atmosphäre sorgte.
Interview: Christoph Fackeldey
INFO
Einen ausführlichen Bericht über die Deutsche Meisterschaft Seglerschlepp 2024 gibt es hier: 49. Internationale Deutsche Meisterschaft F-Schlepp