Generalprobe
Am 19. und 20. August ging es dieses mal zum MFC Edertal. 27 Piloten stellten sich bei anspruchsvollem Wetter der Herausforderung und nutzten diesen Wettbewerb als Generalprobe für die Deutsche Meisterschaft, die im September in Bad Wörishofen stattfinden wird.
Als ich am Freitag am späten Nachmittag auf dem wirklich sehr schönen, geradezu idyllisch gelegenen Fluggelände ankam, erinnerte mich die Situation allerdings mehr an Woodstock 1969 als an Segelkunstflug. Es regnete in Strömen und dementsprechend stand der Platz unter Wasser. In der Campingzone war der Boden so stark aufgeweicht und schlammig, es ging nichts mehr.
Durchnässte Schuhe, schlammige Hosen, eine vereinsamte Schlepp-Wilga im Zelt und gut gelaunte Teilnehmer prägten das Bild.
Kurzer Hand organisierte Dominik Grebe vom hiesigen Verein, einen Traktor und zog damit die Wohnwagen an ihren vorgesehenen Platz. Er ist in diesem Jahr nicht nur der Durchstarter in der Klasse Advanced und ein engagierter Gastgeber, mit seinem Trecker würde er auch als Farmer eine gute Figur abgeben. Solche Leute braucht die Szene!
Christoph Fackeldey, Dominik Braun und ich nutzten die Zeit, um die letzten Vorbereitungen für den Wettbewerb zu treffen.
Am Samstag konnte Christoph pünktlich um 9:00h beim Briefing die 27 Piloten begrüßen. Und das trotz des schlechten Wetters. Windig, bewölkt und ab und zu ein Regenschauer. Optimisten behaupteten, es sei schon viel besser als am Vortag – was ja auch stimmte, ab und zu schaute mal die Sonne vorbei. Die Akrojungs sind halt richtige Kerle, auf die ist Verlass! Die kommen auch, wenn´s mal vor der Tür etwas ruppiger ist.
Oliver Schakel vom MFC Edertal und sein Team kümmerten sich rührig um uns. Es fehlte an nichts. Auch essenstechnisch war wieder einiges geboten. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass unter den austragenden Vereinen ein regelrechter kulinarischer Wettstreit stattfindet. Leckeres und hochwertiges Essen vom Grill, großes Kuchenbuffet, es gab also genügend Möglichkeiten, die Regenpausen kalorienintensiv zu überbrücken.
Am Abend konnten wir auf einen gelungenen Wettbewerbstag zurückblicken. Obwohl es die eine oder andere wetterbedingte Unterbrechung gab, wurden bei den Rookies 2 Durchgänge, bei der Klasse Advanced zwei bekannte und zwei unbekannte Pflichten geflogen. Und das schafften wir auch fasst bei der Unlimited. Aber eben nur fasst. Es mussten 3 Piloten am Sonntag nachfliegen, da dieser Durchgang, man ahnt es schon, durch Regen bedingt, unterbrochen wurde.
Fliegerisch wurde einiges geboten. Es gab zwar die eine oder andere Außenlandung, aber keinerlei Schäden an Modellen die auf das vorherrschende Wetter zurück zu führen gewesen wären. Das zeigt mal wieder, dass die Leute ihr Material im Griff haben und auch bei anspruchsvollen Bedingungen volle Leistung bringen.
Der Rooky Damian Busch hatte sich nach den ersten beiden Durchgängen so gut in die Sache eingefunden, dass er kurzer Hand, während des Wettbewerbs in die nächst höhere Klasse wechselte. Da so ein Regiowettbewerb nicht nur als Vorbereitung zur DM gesehen werden kann, sondern auch Raum zum Ausprobieren und Experimentieren lässt, flog er die weiteren Durchgänge dann in der Advanced. Und das mit einer respektablen Leistung.
Nachdem am Sonntag die drei Nachzügler ihren Durchgang beendet hatten, stand die Kür auf dem Programm. Eine anspruchsvolle Aufgabe, denn auch am Sonntag war von Windstille nichts zu spüren. Trotzdem flogen einige Piloten mit Rauch, was der Darbietung noch mal die besondere Note aufsetzte, auch wenn dieser bei den Regionalwettbewerben nicht bewertet und mehr oder weniger vom Winde verweht wurde.
Als letzten und somit sechsten Durchgang flogen beide Klassen noch mal eine Bekannte Pflicht.
Die Klasse Advanced war wie üblich hart umkämpft. 14 Piloten wollten hier gewinnen. Einer hat es geschafft. Dominik Grebe flog in 5 von 6 Durchgängen den 1000er und sicherte sich damit den Sieg. Es ist echt an der Zeit dass dieser Kerl in die Unlimited aufsteigt. Platz zwei belegte Marcel Rybski vor Julius Klaffky auf drei. Alle drei junge Piloten, von denen wir sicherlich auch in Zukunft noch einiges hören und sehen werden.
Nun zur Unlimited, der Königsklasse im Segelkunstflug. 13 Piloten gingen hier an den Start, und kämpften gegen den Wind und um den Sieg. Obwohl es punktemäßig sehr eng zu ging, konnte Patrick Georg mit 5000 Promillepunkte am Ende vor unserem Wettbewerbsleiter Dominik Braun und Dominik Georg diese Ausscheidung für sich klar machen.
Respekt an die Schleppergilde um Ulf Reichmann. Viele Schlepppiloten gehen bei so einem Wetter erst gar nicht vor die Tür. Ulf und seine Mannen schleppten uns präzise wie ein Schweizer Uhrwerk, sämtliche Böen trotzend, genau an die Stelle, wo wir unser Programm beginnen konnten. Leider hatte Günther Kiewel Pech und musste am Samstag seine Schlepptätigkeit wegen eines Motorschadens einstellen. Ich bin aber sicher, dass er in Bad Wörishofen wieder dabei sein wird.
Ebenfalls hatten unsere Punktrichter um Andreas Buch wieder einen super Job gemacht. Es ist wirklich kein Vergnügen, bei diesen Bedingungen den ganzen Tag an der Flightline zu sitzen und sich konzentriert jeden Flug und jede Figur genau anzuschauen und zu bewerten. Dass sie das alles aber trotzdem mit Humor genommen haben konnte ich an der Aussage eines Punktrichters erkennen, der sich nach meinem Flug wie folgt äußerte: „Deine Kür ist schön, aber flieg sie doch mit weniger Fehler, dann gibt´s auch mehr Punkte…“ Wie gesagt, man darf das alles nicht so eng sehen…
Wir vom Team freuen uns auf den saisonalen Höhepunkt, die Internationalen Deutsche Meisterschaft im Akro-Segelflug des DMFV vom 08. – 10. September in Bad Wörishofen.
Bis dahin eine gute Zeit.
Michael Müsel
Fotos: Annika Reichmann, Christoph Fackeldey