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Segelflugzeuge richtig einfliegen

In am 27. Februar 2017
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Ein Modellsegelflugzeug zu bauen, ist eine Sache. Es erfolgreich in die Luft zu bringen, eine andere. Für viele Piloten stellt der Erstflug des neuen Modells eine große Herausforderung dar und entsprechend hoch ist der Anspannungsgrad. Dieser Beitrag soll helfen, damit die ersten Flüge gelingen und eine Herangehensweise zeigen, wie man sein Segelflugzeug optimal einstellen kann.
Das eigentliche Einfliegen beginnt bereits in der Werkstatt, denn nur ein verzugsfreies und korrekt aufgebautes Modell fliegt später auch geradeaus und wird in der Lage sein, die erwarteten Flugleistungen zu bringen. Daher sollte vor dem eigentlichen Rollout eine gründliche Überprüfung erfolgen, welche auch eine Überprüfung des Schwerpunkts und der EWD beinhaltet. Mit einer EWD zwischen 1 und 2 Grad liegt man so gut wie immer richtig. Bevor man die EWD misst, ist allerdings zu prüfen, ob der Anstellwinkel der beiden Tragflächen identisch ist. Die Erfahrung zeigt, dass man sich leider nicht immer auf die Anformungen am Rumpf verlassen kann.

Ausgewogen
Beim Schwerpunkt gibt es mittlerweile viele Hersteller, die sogar einen Schwerpunktbereich angeben. Wer noch nicht so viel Erfahrung besitzt, der sollte sich tendenziell eher an der vorderen Schwerpunktlage orientieren, erfahrene Piloten können für den ersten Start aber auch die mittlere Schwerpunktangabe an ihrem neuen Modell einstellen. Beim Trimmblei ist darauf zu achten, dass dies ausreichend fest im Modell befestigt wurde und Teilstücke bei Bedarf auch schnell entnommen werden können. Zum Auswiegen gehört auch eine Überprüfung, ob sich das Flugzeug auf seiner Längsachse in der Waage befindet. Sind beide Tragflächen gleich schwer, ist das schon mal gut, trotzdem kommt es manchmal vor, dass das Flugzeug die Tendenz hat, den rechten oder linken Flügel zu senken. Tipp: In den Servoschächten lassen sich Ausgleichsgewichte unsichtbar unterbringen.
Als Nächstes erfolgt die Überprüfung der RC-Anlage. Dass alle Ruder richtig herum laufen und die Ruderwege nach Anleitung eingestellt wurden, setzen wie an dieser Stelle voraus. Wichtig ist aber auch, dass die Ruder leichtgängig und die Anlenkungen spielfrei sind. Besonders beim Höhenruder ist zu einer Überprüfung der Rückstellgenauigkeit zu raten. Dabei wird die RC-Anlage in Betrieb genommen und das Ruder in die Mittenstellung gebracht. Jetzt muss man die Lage des Ruderblatts entweder gemessen oder mit einem Filzstift am Seitenleitwerk markieren – je nachdem, was besser geht.
Nun wird das Höhenruder kurz betätigt und in die eine Endlage gebracht. Nach der Rückkehr in die Nullstellung sollte das Ruder wieder genau an der markierten oder gemessenen Position zum Stillstand kommen. Den Vorgang wiederholt man mit der anderen Endlage. Abweichungen von weniger als 0,5 Millimeter kann man tolerieren. Liegt die Abweichung jedoch im Bereich von 1 Millimeter oder mehr, so ist die Höhenruderanlenkung zu überarbeiten oder aber das Spiel am Höhenruderservo zu überprüfen. Oft hilft es schon, die Einhängepunkte der Anlenkungen so zu gestalten, dass der Servoweg voll ausgenutzt wird.

Weniger ist mehr
Auch der nächste Punkt betrifft das Höhenruder, denn viele Hersteller geben für das Höhenruder relativ große Ruderausschläge an. Beim Erstflug führt dies dann zu einem eher nervösen Flugverhalten, was viele Piloten dazu verleitet, den Schwerpunkt etwas weiter nach vorne zu verlegen. Doch dies ist der falsche Weg. Besser ist es, die Höhenruderausschläge nach Herstellerangabe einzustellen, jedoch zusätzlich etwas Expo und 75 Prozent Dual-Rate auf einen Schalter zu programmieren. Dasselbe kann man auch für das Querruder machen. Startet man dann erstmal mit den Dual-Rate-Einstellungen, ergibt sich dadurch eine natürlich Beruhigung des Modells beim ersten Flug. Wird der volle Ausschlag benötigt, weil das Modell zu träge reagiert, kann man durch Betätigung des Schalters sehr schnell auf die größeren Ausschläge umschalten.
Ein weiterer Punkt beim Einbau der RC-Anlage ist die Verlegung der Empfangsantennen. Gerade bei den 2,4-Gigahertz-Antennenstummeln wird leider immer noch sehr viel falsch gemacht. Als erste Regel gilt, dass die Antennen möglichst weit weg von allen leitenden Materialien verlegt werden, das schließt CFK-Verstärkungen, Anlenkungsgestänge, aber auch Servos und Akkus mit ein. Hat man eine passende Stelle gefunden, so kann man die Antenne dort provisorisch befestigen und einen Platz für die zweite Antenne suchen. Der zweite Antennenstummel − empfangstechnisch wirksam sind immer nur die letzten 30 Millimeter bei den weit verbreiteten Koaxialantennen − sollte im Winkel von 90 Grad zur ersten Antenne verlegt werden. Die Raumrichtung ist dabei unerheblich. Die Antennen senden und empfangen übrigens optimal zur Seite, die punktförmige Spitze der Antenne sendet und empfängt so gut wie keine Signale.

Bei der Positionierung der Antennenstummel im Rumpf tendiert der Autor dazu, die Antennen möglichst weit von den Tragflächenanschlüssen in Richtung Rumpfspitze oder Leitwerksträger zu verlegen. Der Grund dafür ist einfach: so können großflächige Kohlefaserverstärkungen, wie sie in Tragflächen des Öfteren vorkommen, in bestimmten Fluglagen nicht zur Abschattung der Antennen und damit zu Einbußen bei der Empfangsqualität führen. Eine bildliche Vorstellung hilft dabei, die Antennen optimal auszurichten: In jeder Fluglage sollte der Sender mindestens eine Antenne von der Seite aus „sehen“ können.
Beherzigt man diese Vorschläge, so wird man auch bei Ausnutzung der maximal zulässigen Flughöhen und Entfernungen keinerlei Empfangsprobleme haben. Sollte es doch einmal dazu kommen, so helfen eine frühzeitige Reichweitenwarnung durch die Telemetrie, um gegebenenfalls umzukehren und natürlich auch eine durchdachte Failsafe-Programmierung, die zum Beispiel das Fahrwerk und die Störklappen ausfährt. Nichtsdestotrotz gehört auch ein Reichweitentest zu einer ordentlichen Vorflugkontrolle mit dazu.
Der erste Start
Wurden alle vorherigen Punkte beachtet, so kann man sich Gedanken um das optimale Gelände und die Startart für den Erstflug machen. Der Autor beispielsweise hat in der Ebene auf seinem Heimatflugplatz nur eine relativ kurze Piste zur Verfügung, deshalb wurde der Erstflug seines Großseglers mit 7.200 Millimeter Spannweite auf einem benachbarten Platz mit doppelter Pistenlänge durchgeführt und verlief deshalb deutlich entspannter. Es kann zum Beispiel auch sinnvoll sein, ein größeres Modell, welches später im Hangflug eingesetzt wird, erstmal im F-Schlepp einzufliegen. Wer zwar ein gutes Hangfluggebiet, aber keinen potenten Werfer zur Hand hat, der sollte den Flitschenstart in Betracht ziehen. Beim ersten Start des neuen Elektroseglers macht es Sinn, sich beim Start durch einen erfahrenen Werfer helfen zu lassen. So hat man beide Hände sofort am Knüppel und kann bei Bedarf schnell reagieren.
Das Wichtigste ist jedoch immer, dass der Erstflug möglichst ohne künstliche Stressfaktoren erfolgt. Dazu gehört eine gute Vorbereitung, aber auch, dass man sich ausreichend Zeit nimmt und einen Start nicht erzwingt. Wer sich wohler fühlt, wenn nicht so viele Vereinskameraden mit dabei sind, der sollte einen Tag oder eine Uhrzeit abwarten, zu der wenig los ist am Platz.

Hurra, es fliegt
Ist das Modell erst einmal in der Luft, kann man sich mit den Flugverhalten vertraut machen. Für die ersten Runden empfiehlt es sind, nicht gleich den Langsamst- oder Speedflug herauszukitzeln, sondern erst einmal die Ruderreaktionen zu testen und etwas Vertrauen zu dem Modell aufzubauen. Wenn das erfolgt ist, macht es durchaus Sinn, die Langsamflugeigenschaften auszuloten und das Verhalten bei einem Strömungsabriss kennen zu lernen.
Ebenfalls sinnvoll ist es, in Sicherheitshöhe wenigstens einmal die Landekonfiguration zu testen (Fahrwerk und Störklappen raus), um zu sehen, ob das Modell im Landeanflug die Nase nach oben oder unten nehmen wird. So kann man sich im Vorfeld der Landung schon mental darauf einstellen. Manche RC-Anlagen bieten auch die Möglichkeit, gleich im Flug die Tiefenruderzumischung zu korrigieren, was die erste Landung stark vereinfacht, weil nicht so viel von Hand korrigiert werden muss.
Fliegt das Modell beim ersten Flug zum Beispiel nicht geradeaus oder lässt immer eine Tragfläche hängen, so ist dies ein Zeichen dafür, dass im Vorfeld nicht exakt genug gearbeitet wurde. Die Gründe dafür können ein vertrimmtes Seitenruder, unterschiedlich schwere Tragflächen oder Differenzen im Anstellwinkel der Flügel sein. Sehr selten kommt es auch vor, dass eine Tragfläche in sich verzogen ist. Bei allen diesen Ursachen hilft dann nur noch eine Überarbeitung in der Werkstatt.

Grundeinstellung
Spätestens beim zweiten Flug sollte der korrekte Schwerpunkt überprüft werden. Dazu wird das Modell auf eine normale Grundfahrt getrimmt. Diese sollte merklich über der Mindestfahrt liegen. Nun wird quer zum Wind geflogen und das Modell einmal kräftig angedrückt. Die Neigung darf dabei ruhig um 45 Grad oder etwas mehr nach unten sein. Das Modell nimmt Fahrt auf und je nach Schwerpunktlage wird es sich unterschiedlich verhalten. Stürzt das Modell immer steiler in Richtung Erdboden, sollte man es sofort abfangen und landen. Das Modell unterschneidet, der Schwerpunkt liegt zu weit hinten und die EWD ist etwas zu gering.
Fängt sich das Modell sehr stark ab und steigt wieder steil nach oben, muss man durch Nachdrücken das Modell wieder ein die normale Fluglage bringen. Der Segler ist kopflastig, der Schwerpunkt also etwas zu weit vorne und die EWD etwas zu groß. Bei einem korrekt eingestellten Schwerpunkt wird sich das Modell in einem weichen Bogen selbstständig abfangen. Das Feintuning kann dann in weiteren Flügen erfolgen und auch am Verhalten des Modells in anderen Flugsituationen abgelesen werden. Beim Thermikkreisen verhält sich beispielsweise ein schwanzlastiges Modell tendenziell so, dass die Rumpfspitze etwas nach außen im Kreis zeigt. Bei einem kopflastigen Modell zeigt die Rumpfnase immer eher in Richtung Kreismittelpunkt.

Ruderausschläge prüfen
Fliegt sich ein Modell eher stumpf, träge und wird bei der Landung nicht langsam, spricht dies ebenfalls für einen zu weit vorne liegenden Schwerpunkt. Fliegt sich das Modell tendenziell unruhig, behält seine Flugbahn nicht bei und reißt gerne unerwartet die Strömung ab, so spricht dies eher für ein schwanzlastiges Modell. Allerdings hat sich gezeigt, dass viele der beschriebenen Symptome für ein schwanzlastiges Modell auch auftreten, wenn der Höhenruderausschlag zu groß gewählt wurde. Reduziert man dann den Ausschlag, so fliegt dasselbe Modell auf einmal deutlich ruhiger und auch ein Strömungsabriss kommt nicht mehr vor.
Aus diesem Grund erfliegt der Autor bereits bei den ersten Flügen den maximal notwendigen Höhenruderausschlag, indem ein enger Looping geflogen und festgehalten wird, welcher Knüppelausschlag dafür notwendig war. Wird z.B. nur 50% des Knüppelwegs dafür benötigt, wird der Höhenruderausschlag beim nächsten Flug auf 60-70% des ursprünglichen Werts reduziert.
Erst wenn der Schwerpunkt passt, geht es weiter mit dem Erfliegen der optimalen Einstellwerte für die Querruderdifferenzierung und auch das Erfliegen der Wölbklappenstellungen und der Flugphasen. Die Differenzierung beispielsweise ist dann optimal, wenn sich bei der Steuereingabe „Quer“ das Modell nur entlang seiner Längsachse dreht und seine Flugrichtung exakt beibehält. Sehr gut kann man die Differenzierung optimieren, indem man eine oder mehrere Rollen fliegt und die Flugbahn beobachtet. Dabei ist insbesondere bei Seglern auf eine ausreichend Geschwindigkeit zu achten, sonst eiert das Modell wegen zu geringer Fahrt.

Damit wären die Grundeinstellungen abgeschlossen und nun kann man ans Feintuning gehen und zum Beispiel die Ruderausschläge noch weiter optimieren oder auf Flugphasen erstellen für Thermikflug, Streckenflug oder Speedflug. Piloten von Modellen für den Hochstart werden nun die Hochstarteinstellungen erfliegen und bei Wölbklappenmodellen erfolgt nun das Ermitteln der optimalen Klappenstellungen. Als Ausgangsbasis sollten die vom Hersteller vorgegebenen Ruderausschläge dienen, manchmal kann es aber notwendig sein, diese ein wenig an seine Bedürfnisse und Gewohnheiten anzupassen. Da es dazu keine Faustregeln gibt, hilft hier immer nur fliegen, und ausprobieren, und das bei unterschiedlichsten Wetterbedingungen. Es soll sogar Piloten geben, die an ihren Modellen ständig neue Ausschläge, Setups und Mischkonfigurationen ausprobieren, getreu dem Motto „der Weg ist das Ziel“.
Dieser Artikel soll als Hilfestellung für das Einfliegen von Segelflugmodellen dienen. Er hat keine uneingeschränkte Gültigkeit, sondern erfordert in Einzelfällen Anpassungen. Denn schließlich ist jedes Modell anders und benötigt daher auch ein jeweils individuelles Einflugprozedere.
Markus Glökler