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Modellflieger und YouTuber RamyRC im Porträt

In am 28. September 2020

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Noch nie war es so einfach wie heute, sein Hobby mit der Welt zu teilen – dem Internet sei dank. Einer, der diese Möglichkeiten voll ausnutzt, ist der in den Vereinigten Arabischen Emiraten geborene Ramy. Auf YouTube folgen ihm inzwischen rund 360.000 Menschen. Auf seinem Kanal “RamyRC” zeigt der ambitionierte Modellbauer, wie er seine Fluggeräte – hauptsächlich Airliner-Nachbauten – plant, konstruiert und baut.

Ramy, der seinen Nachnamen zum Schutz seiner Privatsphäre nicht nennen möchte, ist 33 Jahre alt. Über seinen YouTube-Kanal “RamyRC” hat er sich eine große Fangemeinde aufgebaut. Millionen Menschen schauen ihm dabei zu, wie er mit seinem 3D-Drucker Teile herstellt, Rumpfschalen laminiert oder Antriebe verbaut. Ramy lebte bis vor einigen Jahren in Dubai, dann in Abu Dhabi. Als er seine Frau aus Österreich kennen lernte, entschieden sich beide, nach Deutschland zu ziehen. Heute leben beide in Frankfurt.

Die Anfänge

Obwohl Ramy heutzutage auf seinem YouTube-Kanal ausgewachsene Airliner im Großmodellformat mit modernsten Materialien herstellt, hat auch er mal klein angefangen. Gerade einmal 9 Jahre ist es her, dass er Modellflieger wurde. “Ich liebe die Fliegerei schon, seitdem ich ein kleines Kind war. Ich erinnere mich noch daran, wie ich nutzlose Maschinen aus kaputten Gegenständen bastelte, während sich meine Freunde trafen oder Sport machten. Dinge zu bauen und zu reparieren war meine größte Leidenschaft, bis ich Modellflugzeuge entdeckte. Ich war sofort von dem Hobby infiziert”, erinnert sich Ramy. Sein erstes Modell damals war ein ganz einfacher Trainer aus Hartschaum-Platten von FliteTest.

Seine ersten Schritte im neu entdeckten Hobby machte Ramy noch in seiner alten Heimat Dubai. “Dort ist Modellflug nicht so verbreitet wie in Deutschland”, erzählt er. “Doch der Spaß am Fliegen steht dort genauso im Mittelpunkt wie überall anders auf der Welt”. Dennoch ist Dubai aus deutscher Sicht eine völlig andere Welt. Und das zeigt sich auch auf Modellflugplätzen, wie Ramy weiß: “Wie die meisten Dinge in Dubai, sind auch Modellfluggelände riesig und super modern. Fast alle Flugplätze sind außerhalb der Städte in der Wüste gelegen, haben große Asphalt-Pisten und jede Menge Platz zum Fliegen. Wegen der enormen Hitze fliegt man in Dubai viel nachts.” Dennoch unterliegen die Modellflieger dort fast den gleichen Regularien durch Luftfahrtbehörden wie in Deutschland.

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Airliner-Enthusiast

Nachdem der Grundstein für den Einstieg ins Hobby gelegt war, tauchte Ramy schnell immer tiefer in die Materie ein. Er schaute sich unter anderem Videos vom Airliner-Treffen in Deutschland an und war fasziniert: “Zu sehen, wie diese talentierten Modellbauer ihre einmaligen Modelle flogen, inspirierte mich total. Seitdem finde ich Airliner einfach cool!” Neben mehrstrahligen Passagierflugzeugen haben es Ramy aber auch andere Flugzeugtypen angetan, wie er betont: “Ich fliege auch gerne Jets oder mal etwas ganz einfaches wie eine Piper Cub.” Durch seine Faszination hat Ramy inzwischen rund zehn Modelle – viele davon komplette Eigenkonstruktionen: “Im Moment sind sechs von meinen Flugzeugen Eigenbauten. Aber ich habe schon zuvor viele andere Modelle gebaut. Einige sind leider abgestützt oder wurden als Ersatzteilspender genutzt.”

Trotz anfänglicher Fehlversuche hat Ramy beim Bauen von Modellflugzeugen inzwischen ein Level erreicht, von dem er zu Beginn nicht mal geträumt hat. Hilfe hat er auf diesem nicht immer einfachen Weg nicht angenommen, erzählt er: “Ich habe mir alles selbst beigebracht. Ich habe nie etwas mit Luftfahrt studiert. Stattdessen habe ich im Internet recherchiert und so viele Informationen wie möglich aufgesaugt. Am Ende habe ich dann die vielen Anregungen und Ideen genutzt, um meine ganz eigene Lösung umzusetzen.”

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Leidenschaftlicher Konstrukteur

Für Ramy steht beim Bauen gar nicht mal das fertige Endprodukt im Fokus. Ihm geht es vielmehr um den Weg zum Ziel: “Ich liebe es, mich neuen Herausforderungen zu stellen. Ich löse gerne die unzähligen Probleme, die mir bei jedem neuen Projekt begegnen. Am Ende lernt man mit jedem Fehler dazu. Und wenn ich dann irgendwann vor einem fertigen neuen Modell stehe, bin ich einfach nur stolz und kann es oft gar nicht fassen, dass ich das selbst gemacht habe.” So ist es keine Überraschung, dass das Bauen für Ramy an erster Stelle steht. Zwar genießt er auch das Fliegen, jedoch hat er dabei stets ein wenig Bauchschmerzen, wenn er an die unzähligen Arbeitsstunden denkt, die über Monate in ein Modell geflossen sind.

Inzwischen hat Ramy es mit seiner Leidenschaft nicht nur geschafft, einen erfolgreichen YouTube-Kanal zu starten. Er kann auch seinen Lebensunterhalt damit bestreiten, wofür er sehr dankbar ist. Einen Nachteil hat die Sache allerdings auch: Wenn man sein Hobby zum Beruf macht, braucht man eine neue Freizeitbeschäftigung. Und die hat Ramy im Bauen von Computern und reparieren von Dingen gefunden – fast wie damals, als er noch kein Modellflieger war.

Gut geklickt

Weshalb sein YouTube-Kanal letztlich so erfolgreich geworden ist, erklärt sich Ramy selbst so: “Ich denke, dass die Leute es einfach mögen, mir beim Bauen meiner Airliner zuzusehen. Außerdem versuche ich, in meinen Videos möglichst authentisch zu sein. Ich zeige meine Erfolge, aber eben auch meine Misserfolge. Das wollen viele Zuschauer sehen.” Und man spürt beim Schauen seiner Videos stets Ramys Faszination für RC-Flugzeuge. Er selbst findet: “Es ist einfach das großartigste Hobby für mich. Zu fliegen und zu sehen wie ein Modell abhebt, um danach wieder zu landen, ist schon genial. Aber Freunde auf dem Flugplatz zu treffen und das gemeinsame Hobby zu teilen, ist für mich das Beste.”

Im Vergleich zu dem Video-Content, den Ramy heutzutage produziert, wirken seine ersten Gehversuche vor der Kamera fast schon schüchtern. Und natürlich hat er auch seine Fähigkeiten im Bauen und Fliegen von Modellen enorm verbessert. “Zu meinen ersten Eigenbauten möchte ich nur ein Wort sagen: peinlich! Aber für mich ist es immer wieder eine tolle Erinnerung daran, wie ich mein Können verbessert habe und dass man immer noch etwas Neues lernen kann.” Durch seine jahrelange Erfahrung weiß Ramy natürlich auch ganz genau, welchen Rat Einsteiger gebrauchen können: “Wer sich dazu entschließt, eigene Modelle zu konstruieren, sollte klein beginnen, mit voller Hingabe arbeiten und sich nicht hetzen. Und ganz wichtig: Rückschläge sind der Schlüssel zum Erfolg.”

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Carbon-Gigant

Zuletzt hat Ramy sein neuestes Projekt fertig gestellt: einen Airbus A350 XWB im Maßstab 1:20. Die genaue Zahl an Stunden für den Bau dieses Einzelstücks hat sein Erbauer nicht gezählt. “Es müssten aber ungefähr 5 Monate am Stück sein, die ich nur gebaut habe”, sagt Ramy stolz. Die Spannweite des Airliners beträgt stolze 3.500 Millimeter, das Gewicht liegt ohne Akkus bereits bei 18 Kilogramm. Für Vortrieb sorgen zwei Schübeler-Impeller mit jeweils 120 Millimeter Durchmesser. Sie werden von 12s-LiPos mit Strom versorgt, den ein Castle Phoenix Edge HV mit 160 Ampere Belastbarkeit regelt. Außerdem sind ein Cortex-Gyro, ein Unilight-Lichtsystem und eine Jeti-Empfangsanlage verbaut. Das Modell ist komplett in Carbon-Bauweise entstanden und die Spanten und Rippen bestehen aus 3-Millimeter-Sperrholz.

Der erfolgreiche Erstflug sowie weitere Testflüge haben vor wenigen Wochen bereits stattgefunden. Und damit war die größte Sorge von Ramy völlig unbegründet. Denn seine Gedanken vor dem Erstflug kreisten einfach nur darum, dass das Modell nicht abstürzt. Schließlich stecken nicht nur viel Geld und vor allem Arbeit in dem Modell, sondern damit hat Ramy auch einige neue Techniken ausprobiert. So entstand die gesamte Urform für das Modell im 3D-Druck-Verfahren. Außerdem handelt es sich laut Ramy um das erste Modell überhaupt, das in der A350 XWB-Werkslackierung von Airbus im Carbon-Look gebaut wurde.

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Eine Nummer kleiner

Nach so einem Riesenprojekt gönnt sich Ramy jedoch keine Pause. Er saß schon während des Baus des A350 an der Recherche für sein nächstes Modell. Das nimmt inzwischen langsam Form an: “Ich hab bereits mit dem Bau eines Privatjets vom Typ Gulfstream G650 begonnen. Das wird mein erster Jet dieser Art, den ich ebenfalls aus verschiedenen Faserverbundwerkstoffen bauen will, die ich in 3D-gedruckten Formen laminiere.”

Bei so viel Enthusiasmus und Können dürfen sich die Zuschauer von RamyRC mit Sicherheit noch auf das eine oder andere atemberaubende Projekt freuen. Wer sich selbst ein Bild von seiner Arbeit machen möchte, findet den YouTube-Kanal unter www.youtube.com/user/ramyfrah.

Jan Schnare