2018 feiert Aircombat in Deutschland 20-jähriges Jubiläum. Ein willkommener Anlass, um mal zurück zu schauen, wie alles begann. In diesem Artikel widmet sich DMFV-Sportreferent Holger Bothmer den frühen Jahren. In weiteren Teilen im DMFV-Verbandsmagazin Modellflieger werden Timo Starkloff die späten Jahre und Rainer Handt die internationale Szene beleuchten.
Die Geschichte des Aircombat in Deutschland ist sehr eng mit meiner eigenen Modellfliegerkarriere verbunden. Ich habe Anfang der 1990er-Jahre während meines Studiums mit dem Modellflug begonnen. Meine ersten Berührungspunkte hatte ich aber schon als Kind, etwa 10 Jahre vorher. Damals lief der Film „Der Blaue Max“, ein Jugendfiim, bei dem Schmuggler Modellflugzeuge für den Diamantenschmuggel benutzten. Die Helden des Films setzten Spitfires ein, die mit Darts bewaffnet die Schmuggler vom Himmel holten.
Erste Schritte
Nachdem ich dann so langsam meine ersten Flugstunden erfolgreich absolviert hatte und mich mehr mit Modellflug beschäftigte, landete ich ziemlich schnell bei Warbirds. Außerdem mochte ich immer kleine Modelle. 1994 fand ich dann in einer Modellflugzeitschrift „Die Dogfighter-Story“ mit Infos über die Sparte Dogfight, dem Vorläufer unseres Aircombat. Ein paar Monate später stieß ich dann auf einen Artikel von Martin Elmberg, der die Grundlagen des Dogfight und die „Inernational Dogfighter Association (IDA)“ vorstellte.
Martin hatte seine Kontaktdaten und – ganz modern – eine E-Mail-Adresse angegeben. Da ich gerade einen Job als Softwareentwickler angefangen hatte, verfügte auch ich bereits über E-Mail. Ein paar Tage und ein paar Mails später hatte sich herausgestellt, dass Martin und ich sehr viel gemeinsam hatten und uns bestens verstanden. Er eröffnete mir, dass die Probleme hatte, da die norwegischen Erfinder des Dogfight ein Copyright auf die Regeln beanspruchten und nicht auf Wünsche der Piloten eingehen wollten.
Von IDA zu ACES
Die Schweden, die die meisten aktiven Piloten stellten, hatten darauf beschlossen, neue Regeln zu entwerfen und eine eigene Organisation zu gründen. Die sollte von Anfang an demokratisch geführt und international organisiert sein. Ich diskutierte Regeln, Organisation und alles Weitere mit Martin. Und als dann ACES (Aircombat Elementary Support) gegründet wurde, ist Martin der International Coordinator geworden und machte mich zum National Contact Germany sowie zu seinem Stellvertreter (2nd International Contact).
Um als einzelner Aircombat-Pilotenanwärter für eine lebendige Aircombat-Szene zu sorgen, habe ich erst einmal einen Kollegen aus dem eigenen Verein überzeugt. Rudi war großer Mustang-Fan und mit einem Plan einer P-51D war schnell jemand gefunden, der mitbaut. Parallel zu unseren ersten Flugversuchen habe ich dann den Bauplan der P-39 Airacobra, den Martin Elmberg speziell für diesen Zweck entwickelt hatte, übersetzt und veröffentlicht. Das Modell ist sehr einfach zu bauen und hat viele Fans gefunden.
In den Jahren 1995 und 1996 nutzten wir Flugtage, um die Modelle und unsere Sparte vorzustellen. Unsere ersten Combat-Pläne fielen 1996 buchstäblich ins Wasser. Martin Elmberg war auf Urlaubstour und wollte bei uns für einen kleinen Wettbewerb vorbeischauen. Leider verhinderte eine Autopanne seine Ankunft und abgesehen davon wurden wir auf dem Flugplatz von einem Unwetter überrascht. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir wohl mal nach Schweden zu einem Wettbewerb fahren müssen.
Endlich Action
Rudi uns ich machten uns also auf nach Schweden. Anlass war der 1. Europa Cup (EuroCup), den Martin und ich erfunden hatten. Der bestand aus Wettbewerben in Norwegen, Schweden und Finnland. Der größte Wettbewerb im schwedischen Norköping sollte unser erster echter Wettbewerb werden. Nachdem wir den ersten Schock überwunden hatten, stürzten wir uns ins Getümmel und lernten schnell, dass unsere Modelle zu schön, zu schwer und zu langsam waren. Spaß hat es trotzdem gemacht – irre viel Spaß.
Spontan wurde der EuroCup durch unsere Gegeneinladung um einen Wettbewerb in Deutschland erweitert. Da aber nur zwei Schweden und drei Piloten aus meinem Verein daran teilnahmen, zählte dieser Wettbewerb eigentlich nicht so richtig. Aber wir hatten jetzt die notwendige Motivation, um im folgenden Jahr so richtig Gas zu geben.
Deutschland erwacht
Durch viele Artikel in den Modellbauzeitschriften und das Internet, hatte ich mittlerweile einige Interessenten gewinnen können und mit Rüdiger Keck einen motivierten Mitstreiter im Süden gefunden, der wiederum in der Pylon-Szene gut vernetzt war. Ich konnte in Hamburg Timo Stampa gewinnen, der einen EuroCup-Wettbewerb organisierte. Hier hatten wir schon 18 Teilnehmer (vier Schweden, fünf Norweger und acht Deutsche). Es folgte eine Wettbewerb mit acht Teilnehmern in Ginderich und ein weiterer mit 16 Teilnehmern in Stadtsteinach. So kamen wir schon 1998 auf 20 aktive Piloten in Deutschland.
Im folgenden Jahr brachten wir es schon auf acht Wettbewerbe in ganz Deutschland. Zwei davon zählten zum EuroCup. Wir konnten satte 58 Teilnehmer im deutschen Cup zählen. Unter ihnen auch einige Leute, die die Aircombat-Klasse die nächsten Jahre maßgeblich gestaltet haben: Enrico Vierke, Rainer Handt, Dietmar Kleinitz, Timo Starkloff und eine ganze Reihe mehr. In diesem Jahr gab es auch die ersten Kontakte zum DMFV. Der damalige Vorsitzende des Sportbeirats war sehr offen und lud uns unter anderem als Gruppe zum Großflugtag nach Schönhagen ein. In diesem Jahr hatten wir viele neue Kontakte in mehreren Ländern und Aircombat breitete sich über Europa und bis in die USA aus.
Millenium-Highlight
Bei der Größe der Aircombat-Szene kamen wir auf die Idee, dass eigentlich mal eine Weltmeisterschaft fällig wäre. England, Österreich und Holland waren aktiv, Tschechien, Slovenien und einige weitere Länder im Aufbruch. Deutschland lag einigermaßen zentral und der Verein in Stadtsteinach hatte Lust, das Abenteuer mit uns durchzuziehen. Also organisierten wir unsere erste WM, die World Air Scalcombat Games (WASG) im September 2000 in Stadsteinach. 75 Piloten aus Norwegen, Schweden, Finnland, England, Österreich, Slowenien, Tschechien und sogar einer aus den USA flogen drei Tage um den ersten Weltmeistertitel im Aircombat. Er ging schließlich an Lennart Johannson aus Schweden. Bester Deutscher war Rüdiger Keck auf Platz 7. Im deutschen Cup knackten wir danach erstmals die 100-Teilnehmer-Marke.
DMFV und Übergabe
Da ich eigentlich ins Ausland umziehen wollte, hatte ich meine ACES-Verantwortlichkeiten an meine Nachfolger übergeben. Als dann die Dot-Com-Blase am neuen Markt 2001 platzte und ich doch in Deutschland blieb, hatte ich plötzlich wieder Zeit. Die Gespräche mit dem DMFV waren mittlerweile so weit fortgeschritten, dass wir nun die Möglichkeit hatten, ein eigenes Sportreferat im Verband zu bekommen. Also wurde beschlossen, dass ich genau der Richtige sei, um Aircombat im DMFV zu vertreten.
In diese Jahren hatten wir konstante zwölf Wettbewerbe in Deutschland und jeweils rund 100 Teilnehmer. 2003 haben wir also unsere erste offene Deutsche Meisterschaft des DMFV im Aircombat im Edertal ausgetragen. Da meine Zeit immer knapper wurde, war dann die DM 2004 in Ahlen meine letzte Amtshandlung als Sportreferent. Ich übergab das Referat an Timo Starkloff, der es über zehn Jahre weitergeführt hat – bis wir 2016 wieder getauscht haben. Doch darum geht es im nächsten Teil.
Holger Bothmer
DMFV-Sportreferent Aircombat