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European Para Trophy 2015/2016

In am 07. Dezember 2016

Die Jahresrunde der European Para Trophy 2015/2016, der Europacup der Modellfallschirmspringer, enthielt viele Änderungen im Vergleich zu den Vorjahren. Trotzdem war sie aber insgesamt wieder ein großer Erfolg in Bezug auf Teilnehmerzahl und die sportlichen Ergebnissen.
Traditionell startet die neue Saison der European Para Trophy (EPT) immer mit der Deutschen Meisterschaft. Diese wurde 2015 von der MSG Hassberge ausgerichtet. Leider bewahrheitete sich die schlechte Wettervorhersage und der zweite Wettkampftag fiel dem beginnenden Dauerregen zum Opfer. Glücklicherweise ermöglichte überraschend gutes Wetter am Samstag die Durchführung von fünf Wertungsdurchgängen, sodass nur der letzte Durchgang ausfiel. Bis dahin war es aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen und die Entscheidung über den Deutschen Meister ging um wenige Zentimeter an Pieter Visser aus den Niederlanden vor Dominik Winter vom RCM Neuburg an der Donau.

Schwierige Bedingungen
Der zweite Teilwettkampf beim MFC Hochzollern verlief entspannter und endete mit vielen guten Ergebnissen. Leider fielen aber auch hier einige Springern dem Wind und technischen Problemen zum Opfer und landeten in den benachbarten Bäumen, was sogar den Einsatz eines professionellen Baumkletterers erforderte. Den Sieg holte sich Alfred Rachner vom LSV Dinslaken vor Patrick Klaile vom AMC Markgräflerland. Bereits hier zeigte sich der beginnende Vierkampf der besten Piloten. Das Springerjahr 2016 sollte mit dem Eröffnungswettkampf beim MFC Walldorf beginnen. Doch der pünktlich am Morgen einsetzenden Dauerregen machte einen Wettkampf komplett unmöglich, sodass die 50 angereisten Piloten unverrichteter Dinge wieder den Heimweg antreten mussten. Da half auch die wiederum perfekte Organisation des ausrichtenden Vereins nicht weiter.
Leicht angespannt reiste der Springertross zum nächsten Teilwettkampf in die Schweiz. Hier empfing die Teilnehmer strahlender Sonnenschein aber auch ein starker und böiger Wind. Durch die Tallage des Flugplatzes waren Böen nur sehr schwer und oft auch zu spät zu erkennen, was viele gute Piloten zu Außenlandungen zwang. Auch der kleine Bach neben dem Zielkreis wurde vermehrt angesteuert. Umso höher ist der Sieg von Patrick Klaile vor Pieter Visser einzuschätzen. Den ersten Schweizer Meistertitel holte sich der Lokalmatador Werner Born.
Nur zwei Tage später fand sich fast die gleiche Gruppe an Teilnehmern zum ersten Mal beim ausrichtenden Verein MFM Müllheim ein. Hier herrschten perfekte Bedingungen, was sich in den Ergebnissen wiederspiegelte. Dominik Winter siegte mit dem besten Saisonergebnis klar vor Pieter Visser und Patrick Klaile. Der Dreikampf ging also in die nächste Runde.

Unter Wasser
Die Wetterkapriolen schlugen dann wieder beim geplanten Wettkampf in Treubach/Österreich zu. Zehn Tage vor dem Wettkampf traf ein Unwetter mit Starkregen den Flugplatz und setzte ihn komplett unter Wasser. Selbst der Einsatz der Feuerwehr konnte keinen regulären Flugbetrieb am Wettkampftag ermöglichen, sodass dieser Teilwettkampf abgesagt werden musste. Und auch bei den nächsten Wettkämpfen beim MFC Marbeck und in Weert/Niederlande brachten die Vorhersagen keine guten Aussichten. Doch pünktlich zum Wettkampfbeginn zogen die Regenwolken in Marbeck ab und ermöglichten bei guten Windverhältnissen einen regulären Wettkampf. Hier holte sich Alfred Rachner den Sieg vor Pieter Visser und machte den Kampf um die Tabellenspitze nochmals spannender. Pechvogel des Tages war aber Patrick Klaile, der nach einem nicht reagierenden Springer im dritten Durchgang trotz ansonsten dreimaliger Punktlandung nur auf den hinteren Plätzen landete. Er hätte mit dieser einmaligen Leistung den Sieg mehr als verdient.
Deshalb freute es ihn umso mehr, dass er einen Tag später im niederländischen Weert seinen zweiten Saisonsieg holte und damit in Punkten mit Pieter Visser gleichzog. Alfred Rachner mit dem drittbesten Ergebnis schob sich damit auch in der Gesamtwertung auf den dritten Platz vor. Die Wetterkapriolen im Sommer 2016 gefährdeten auch die Sächsische Meisterschaft beim MFV Oederan. Pünktlich zum Wettkampftag zogen Regenwolken auf und drohten die nächste Absage zu verursachen. Doch um 10 Uhr blieb nur noch leichter Sprühregen übrig und die Piloten entschlossen sich, gemeinsam trotzdem den Wettkampf durchzuführen. Die Bedingungen waren dann währenden der vier Durchgänge nahezu perfekt, was Dominik Winter ausnutzte und mit einem ungefährdeten Sieg wieder zum führenden Duo der EPT bis auf einen Punkt aufschloss. Der Zweitplatzierte Stephan Ziermann vom MFC Ettringen verkürzte auch den Rückstand auf die Spitze, sodass nun fünf Springer innerhalb von fünf Punkten lagen, was bei noch drei ausstehenden Wettkämpfen für weitere Spannung sorgte.

Führungswechsel
Der nächste Teilwettbewerb beim MSV Wiedergeltingen konnte bei besten Wetterbedingungen perfekt durchgeführt werden, bevor das nächste Gewitter einen Flugbetrieb unmöglich machte. Die Chance nutzte Alfred Rachner, der mit seinem Sieg auch in der Gesamtwertung auf den ersten Platz vorrückte. Damit war der Gesamtsieg nur noch für vier Springer möglich, die innerhalb von drei Punkten lagen. Beim nächsten Wettkampf in Mlada Boleslav in Tschechien wechselte die Führung wiederum an Dominik Winter, der mit den unberechenbaren, extrem schwierigen Windverhältnissen perfekt zurechtkam und als einziger viermal in den Zielkreis traf. Bei starken Windböen und extremer Thermik in verschiedenen Höhen wurde der Wettkampf zu einer Art Windlotterie. Damit spitzte sich die Lage an der Tabellenspitze der EPT weiter zu, da bei einem entsprechenden Ergebnis auf dem letzten Wettkampf drei Springer punktgleich an der Spitze hätten liegen können.
Deshalb war der letzte Teilwettkampf beim MSC Nordheim sehr gut besucht und fast alle Top-Piloten versuchten eine Verbesserung im Gesamtklassement der EPT. Leider fehlte Patrik Klaile berufsbedingt und konnte somit nicht mehr in den Punktekampf eingreifen. Bei wiederum extrem böigem Wind fiel Dominik Winter bereits frühzeitig mit einer Platzlandung aus dem Rennen um den Tagessieg und musste daher auf die Ergebnisse der Konkurrenz warten.Bis zum letzten Durchgang waren noch zwei der Top-Vier-Springer in Reichweite des Tagessieges. Doch mit vier konstanten Sprüngen sicherte sich Stephan Ziermann den Tagessieg und rückte damit bis auf einen Punkt hinter das Spitzenquartett. Da Alfred Rachner nur den vierten Platz belegte, blieben die ersten vier Plätze der Gesamtwertung unverändert, sodass Dominik Winter seinen Titel als Gesamtsieger der EPT vom Vorjahr verteidigen konnte. Der Zweite Platz ging an Alfred Rachner vor Patrik Klaile und Pieter Visser, die im Rahmen der Deutschen Meisterschaft 2016 in Bad Neustadt an der Saale den dritten Platz in einem Stechen unter sich ausmachten. Hier behielt Patrik Klaile die Nerven und sicherte sich damit den dritten Gesamtplatz.
Flying Ladies
In der Damenwertung konnte Laura Klaile vom AMC Markgräflerland auch ihren Vorjahrestitel verteidigen und siegte vor Ruth Ziermann vom MFC Ettringen und Saskia Visser (Niederlande), die sich beim letzten Wettkampf knapp gegen die viertplatzierte Linda Kessler vom RCM Neuburg an der Donau durchsetzte. Die Jugendwertung sicherte sich wieder Philipp Schuler vom MFC Hohenzollern vor Noah Wiens vom MFC Marbeck.
Ohne die Schlepppiloten, die unermüdlich auf allen Wettkämpfen ihr Bestes gaben, wären die Veranstaltungen nicht so reibungslos abgelaufen. Die meisten Springer brachte Stephan Ziermann mit seinem Elektroschlepper in die Luft, gefolgt von Roland Schuler und Reinhard Pölzel sowie vielen weiteren Schlepp-Piloten, die nicht in der separaten Wertung aufgeführt wurden. Als Besonderheit wurden in diesem Jahr auch die treusten Fans und unermüdlichen Unterstützer mit Pokalen geehrt, die erstmals an Michaela Winter und Christine Schuler gingen.
Der Zuspruch zur European Para Trophy, der einzigen europaweiten Modellfallspringerserie, war auch 2015/2016 ungebrochen. Trotz der beiden wetterbedingten Absagen blieben die Teilnehmerzahlen mit durchschnittlich 36 Piloten pro Wettkampf auf hohem Niveau. Nur der Nachwuchsbereich ließ in diesem Jahr zu wünschen übrig. Die Leistungsdichte innerhalb der EPT hat darüber hinaus weiter zugenommen, was die Gesamtergebnisse deutlich wiederspiegeln. Mit den modernen Fallschirmspringern und Fallschirmen sind selbst bei sehr schwierigen Verhältnissen noch hervorragende Ergebnisse zu erzielen. Diese außergewöhnliche und immer noch familiäre Wettkampfserie wird auch in der kommenden Saison wieder viel Zuspruch erhalten und für viele spannende Momente sorgen.
Stephan Ziermann